Orden

Orden
1. Die Orden haben geheirathet: die Templer nahmen die Pracht, die Benedictiner die Habsucht und die Bernhardiner die Unzucht zur Frau.Klosterspiegel, 42, 11.
2. Drei Orden hat Gott gerichtet an: Priester, Regent und Unterthan.
»Wann sich recht hält ein jeder Stand, so stehet es wohl um Leut' und Land. Die Priester sollen beten, lehren, die Bauern, Bürger und andere ernähren, die Obrigkeit beschützen soll, so geht es allenthalben wohl.« (Chaos, 667.)
Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Loci comm., 170.)
3. Du hast nicht den Orden, der Orden hat dich, sagte der Bauer zum Schulzen Knöterich.
»Warum bist du plötzlich stolz geworden? ›Ich hab' einen Orden.‹ Der Orden hat dich, solltest du sagen, denn er muss dich tragen.« (Schücking, Welt und Zeit, 24, 93.)
4. Ein Orden am Rock macht zum Lamme den stössigsten Bock.
Ueber die Wirkung der Orden zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs heisst es in der Alten
Wahrheit mit neuem Titel, dass »neben dem gülden Vliess ein neuer Orden aufkommen, nehmlich das gülden Mundstück, wann mans anlegt einem böhmischen Vaterlands-Verräther, fantastischen Franzosen, verschwendischen Engländer, graubunderischen Partitenmacher, verloffenen Schottländer, ehrgeizigen Holländer, italienisirten Deutschen, ligistischen Canzler, geldgeizigen Schweizer, sächsischen Bierstötz, hochtrabenden Theologo, evangelischen Wetterhahnen, gerngrossen Prinzen, neugebackenen Prälaten, Hochzeit haltenden Gesandten, Kahlen vom Adel, bankrottirischen Patricio, übel besoldeten Rath, arminianischen Rottengeist, jesuitischen Fuchsschwänzer, heuchlerischen Pfaffen-Knecht, verschwätzten Sekretario, judenzenden Reichsstädter, rathsherrischen Schmeerbauch, verdorbenen Schultheissen, meineidigen Burger, malconten Landsknecht, müssiggehender Jugend; so könne man ihr Jeden satteln, zäumen und reiten, wie man wolte.« (Opel, 387.) Ueber die Wirkung der Orden in neuer Zeit sagt Schweitzer: »Von Gesinnung war er so dick geworden, dass er zu platzen gedroht; doch rettete glücklicherweise ein Orden ihn vor so jähem Tod.« (Schücking, 94, 367.)
5. Es ist in allen Orden das sauffen Gewohnheit worden.Petri, II, 264.
6. Es ist kein Orden so gross als der Bettlerorden.
Dän.: Bedler-orden er den störste orden. (Prov. dan., 51.)
7. Je mehr Orden, desto mehr Hände, die danach langen.
»Sieben Weise Griechenlands verweigerten die Annahme des goldenen Dreifusses, welcher den Weisesten bestimmt war, und weihten ihn im Tempel des Apollo dem Dienste der Sibylle; in unsern Tagen würde ihn jeder Kanzlist annehmen.« (Welt und Zeit, II, 117, 85.)
8. Je weniger Orden, desto mehr Ordnung.Klosterspiegel, 59, 13.
9. Jeder Orden ist gut, in dem man den Willen Gottes thut.
10. Orden sind Spielzeug für grosse Kinder.
Berthier nannte gegen Napoleon I. die Orden Kinderklappern der Monarchie. Der erste Consul erwiderte: »Mit Kinderklappern leitet man die Menschen.« (Messenhauser, Polit. Hausschatz, Leipzig 1849, S. 95.)
11. Orden und Ratten fressen einander, wenn man sie zusammensperrt.Klosterspiegel, 64, 22.
12. Vor Orden und vor jähem Tod bewahr' uns, lieber Herre Gott.
»Ein Orden ist nur Spielerei, ein buntes Bändchen, eine Kette, ein Zeichen ist's der Sklaverei; doch wünscht' ich, dass ich einen hätte.« (Schücking, Welt und Zeit, 71, 279.)
13. Wer einen Orden hat, versteckt ihn nicht unter dem Rocke.
Die Ordenssucht ist eine gar seltsame Passion. Wie mancher wirft Ehre weg, um das Zeichen der Ehre. Wie mancher klettert an einem Schandpfahl empor, um ein buntes Bändchen zu erhaschen, das da oben herumflattert. (Friedrich, Satir. Zeitspiegel, Hft. 8.) Im Gegentheil, die Russen sagen: Wer einen Orden hat, möchte ihn am liebsten an die Stirn hängen; wer zehn hat, knöpft den Rock darüber. (Altmann V, 121.) Chamford sagte zu dem Dichter Ducis: »Wenn Sie den Sanct-Michelsorden erhalten, so folgt das Aergste hinterdrein – Sie müssen ihn auch tragen.« (Jachmann, Reliquien, I, 211.)
14. Wer nur erst Einen Orden hat, bekommt bald den ganzen Rock voll.
It.: Le grandezze più agevolmente crescono di quello che cominciano. (Pazzaglia, 159, 3.)
15. Wer nur erst im Orden ist, dem ist alles (reden und thun) erlaubt.Klosterspiegel, 25, 11.
16. Wer ohne Orden, ist nur ein halber Mensch.
Wenn auch nicht unter Menschen, doch unter Höflingen; und auch nur dann, wenn er ohne denselben ein halber ist. »Er geht mit seinem Stern zu Bette; was wär' er, wenn er ihn nicht hätte. Er gliche einem Blumenstiel von dem zu Staub die Blume fiel.« (Schücking, Welt und Zeit, 59, 230.) Das blaue Band, sagen die Russen, ist nur ein Streifen Seide für die, so keinen Orden besitzen.
*17. An Order vün a Borek1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Burak, polnisch = rothe Rübe. – Ein Orden von einer Rübe. Scherzhafte Belohnung. Man wird dafür zum Eselsritter geschlagen.
*18. Das wäre ein harter Orden, darin man jede Buhle meiden müsste.Klosterspiegel, 72, 11.
*19. Er gehört in den Barfüsser Orden.
Holl.: Ga in de orde der Barrevoeters, dan hebt gij geene kousen noodig. – Hij behoort tot te orde der Barrevoeters. (Harrebomée, II, 153a.)
*20. Er muss den schwarzen Orden tragen.
»Sagten die Alten von einem, der nach allem lange Finger macht.« (Klosterspiegel, 37, 19.)
*21. In den Orden des heiligen Joseph gehören, wo vier Pantoffeln vor dem Bett stehen.
Verheirathet sein, dem Ehestand angehören.
[Zusätze und Ergänzungen]
22. Ich habe meine Orden ehrlich verdient, sagte Meierleben, als man ihn fragte, wie er dazu gekommen sei; weil ich mich in der Revolution ordentlich geforchten habe.

Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.

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